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Bestrahlung - inklusive Zitronenlimonade

Aktualisiert: 23. Aug. 2021

Die Bestrahlung sollte ursprünglich der letzte Abschnitt meiner Therapie sein. Nun habe ich ja noch die Tabletten-Chemo nebenbei - und das ein halbes Jahr lang. Die Bestrahlung hat sich dadurch zeitlich ein bisschen nach hinten verschoben. Daher kann ich es kaum erwarten, dass der neue Heilungsabschnitt beginnt...


Am 31. Januar habe ich ein Informationsgespräch mit Professor Dr. med Andreas Schuck in Ingolstadt. Ein Freund und dessen Frau wurden beide von ihm schon behandelt. Sie haben mir bereits vorgeschwärmt, was für ein fähiger und sympathischer Arzt er sei. Bei der Anmeldung hängen auch etliche Zertifikate, die seine Kompetenz und Beliebtheit bestätigen. Erwartungsfroh nehme ich im Wartezimmer Platz.


Der Professor holt mich persönlich aus dem Wartebereich ab und begrüßt mich schon einmal sehr herzlich. In seinem hellen Büro erzählt er mir dann total ausführlich, was alles bei den Bestrahlungen zu beachten sei. Das meiste habe ich mir schon vorher angelesen. Aber ich unterbreche ihn nicht bei seinen umfangreichen Ausführungen. Mich wundert es ein bisschen, dass sich der Chefarzt selbst für diese beinahe durchwegs Routine-Informationen soviel Zeit nimmt. Vieles muss er vermutlich auch sagen, denn am Ende legt er mir wieder - wie eigentlich überall üblich - ein Blatt zum Unterschreiben vor. Darauf ist alles angekreuzt, worüber er mich aufgeklärt hat.


Wie funktioniert Bestrahlung?


Bei der Bestrahlung wird durch hoch dosierte ionisierende Strahlung das Erbmaterial der bestrahlten Zellen geschädigt. Wie bei der Chemo auch werden dadurch nicht nur die bösen Zellen, sondern auch gesunde Zellen geschädigt. Krebszellen können sich aber nicht so gut regenerieren wie normale Zellen. So werden die Krebszellen eliminiert.


Die Wirksamkeit dieser Maßnahme hat sich über viele Jahrzehnte bestens bewährt. Dr. Schuck betont auch, dass die Bestrahlung - im Gegensatz zu einer Chemo - in der Regel sehr gut verträglich sei. Es kann aber sein, dass sich die Haut rötet und man etwas müde von der Prozedur wird.


Normalerweise wird bei einer Mastektomie (komplette Entfernung der Brust) auf Bestrahlung verzichtet. Der Tumor ist ja schließlich komplett weggeschnitten. Da bei mir allerdings der Tumor sehr groß war und zudem bereits 3 Lymphknoten befallen waren, bietet die Bestrahlung einen zusätzlichen Schutz. Ich bin auch deswegen ganz froh, weil ja der Resektionsrand nach hinten zum Brustmuskel unter 2 mm lag. So wird dieser und zusätzlich die Lymphabflusswege bestrahlt. Gerade auf Grund des Kapseldurchbruchs bei einem Lymphknoten ist das für mich schon sehr beruhigend.

Mir ist wichtig, dass nun auch wieder alles recht schnell weitergeht. Normalerweise beginnt die Bestrahlung innerhalb von 3 bis 6 Wochen nach der OP. Bei mir sind nun bereits 6 Wochen vergangen. Daher bin ich sehr froh, dass ich meinen ersten Termin bereits für Mittwoch, 6. Februar, bekomme. So lange dauert es bis der Bestrahlungsplan ausgearbeitet ist.



Bestrahlungsplanung


Im Anschluss an die Besprechung geht es nämlich nun erst einmal in die Röntgenabteilung.

Dort werde ich mit freiem Oberkörper auf eine Liege gebettet. Über mir hängt ein kleiner Monitor. Man klärt mich auf, dass bei mir mit der Atmung gesteuerte Aufnahmen gemacht werden. Das wird in der Regel gemacht, wenn die linke Seite betroffen ist und wenn das Herz besonders groß ist. Dies sei bei Sportlerinnen oft der Fall. Ich fühle mich geschmeichelt. Aber lange habe ich dazu keine Zeit, denn schon heißt es aus dem Lautsprecher: „Atmen Sie so tief ein wie Sie können und halten Sie dann die Luft an."


Einatmen! „Wie geht das gleich wieder?", überlege ich kurz. Ok, Luft in den Brustkorb saugen. Der Professor hatte mir das ja bereits erklärt. Der Brustkorb wird dadurch größer und die Strahlen gehen dadurch besser am Herz vorbei. Dadurch wird dieses nicht belastet. Mit aller Kraft sauge ich auf das Kommando hin die Luft ein und halte sie. Ach herje. Die Zeiten in der Wasserwacht, in der ich 30m weit getaucht bin, liegen schon lange zurück. Aber der Ehrgeiz, möglichst tief einzuatmen und dann lange die Luft anzuhalten, hat mich gepackt. Dennoch bin ich erleichtert als ein „Bitte ausatmen" ertönt. Das Ganze wird einige Male wiederholt. Manchmal denke ich, ich platze gleich und mein Körper beginnt zu vibrieren - bis das Signal zum Ausatmen erfolgt.


Ich dachte nicht, dass das so anstrengend sein kann. Und so bin ich erleichtert, als es durch den Lautsprecher schallt: "Sie haben es geschafft!" Ich ziehe mich wieder an und gehe zur Anmeldung. Dort hat man mir bereits die nächsten Termin aufgeschrieben. Dabei soll ich vor allem für die ersten drei Abendtermine etwas mehr Zeit mitbringen. Dann werde ich nämlich mit Zeichnungen markiert und es müssen auch jeweils Kontrollaufnahmen gemacht werden. Dies könne bis zu einer halben Stunde dauern. Kein Problem, ich habe ja Zeit.


Ich freue mich riesig auf diesen neuen Abschnitt. Die regelmäßigen Zeiten geben mir wieder einen Alltagsrhythmus, der mir gut tut. Lange überlege ich, ob die Termine in der Früh, mittags oder abends besser für mich seien. In der Früh bin ich als Eule halt naturgemäß immer sehr müde. Aber vielleicht tut es mir ja auch gut, wenn ich mich bereits morgens aufrappeln muss und dadurch mehr Schwung für den Tag bekomme. Mit der Bestrahlung möchte ich nun meine Schonzeit langsam beenden und auch wieder etwas produktiver zu Hause werden. Allerdings wird mir auch immer wieder prophezeit, dass man durch die Bestrahlung schon auch erschöpfter wird. Dies wirft dann die nächste Frage auf: Kann ich überhaupt selbst fahren? Die Meinungen gehen da sehr auseinander. Einige Bekannte sagten mir: „Du wirst dich doch da nicht selbst noch ans Steuer setzen! Das Taxi wird doch bezahlt! Ich habe es genossen, chauffiert zu werden. Ob die Versicherung zahlt, wenn du einen Unfall baust?" Andere meinten dagegen: „Für mich war es kein Problem, selbst mit dem Auto zu fahren."


Ich lasse mir beide Optionen offen und probiere erst einmal das Selberfahren aus. Ich möchte der Krankenkasse mit einer hohen Taxirechnung nicht noch mehr Kosten zumuten, wenn es nicht unbedingt sein muss. Zudem komme ich mir vermutlich noch kranker vor, wenn ich mich kutschieren lasse. Wenn ich alleine fahre, bin ich auch viel flexibler. Ich kann mal in Kipfenberg bei meinen Eltern vorbeischauen oder Einkäufe erledigen. Zudem plane ich auch, einmal pro Woche bei meinem Sohn in Ingolstadt zu übernachten. So eine Gelegenheit hätte ich wohl sonst nie, bei meinem Jüngsten länger mal zu Gast zu sein. Außerdem möchte ich auch einmal pro Woche in Ingolstadt etwas Schönes unternehmen. Ich will nämlich auf jeden Fall diese Zeit als etwas Bereicherndes in Erinnerung behalten. Die Psyche bei Laune zu behalten ist gerade bei Krebs nämlich so etwas von wichtig. Zu Hause fällt mir langsam die Decke auf den Kopf.


Wie lautet dazu ein gelungener Spruch, den mir ein lieber Freund gleich am Anfang meiner Diagnose gegeben hat? Schenkt das Leben dir Zitronen, mach Limonade daraus.


In diesem Sinne mache ich mir eine schöne Zeit aus diesem Behandlungsabschnitt - also sprichwörtlich eine Zeit mit leckerer Zitronenlimonade 😉. Ich hoffe, mein Plan geht auf ...



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