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Pompeji, ein Herzenswunsch

Aktualisiert: 23. Aug. 2021


Wir sind im archäologischen Nationalmuseum in Neapel. Eigentlich wäre heute der Höhepunkt unserer Reise angedacht: Pompeji. Aber es sind Regen, Blitz und Donner vorhergesagt.


Lange haben wir hin- und herüberlegt, ob wir in das 1 Stunde entfernte Pompeji fahren sollen. Der Wetterbericht hat eine Sturmwarnung für unseren letzten gemeinsamen Tag ausgesprochen - und in aller Früh zucken auch schon die Blitze von Himmel. Anna muss morgen nach Deutschland zurückreisen. Schließlich haben wir uns schweren Herzens für Sicherheit entschieden. Pompeji liegt weit draußen, wenn wir hinfahren und es stürmt, dann haben wir gar nichts von diesem Tag. So sind wir nun im Museum in Neapel und betrachten Fresken, Statuen, Keramiken und was man eben sonst noch alles aus den vom Vesuv verschütteten Ortschaften ausgegraben hat.


Fresken aus Pompeji: Gemälde, die auf nassen Verputz gemalt wurden.


Am Anfang sind wir noch gemeinsam im Museum unterwegs. Mit der Zeit halte ich aber eher ein bisschen Abstand zu Anna. Ich merke: Ihre Stimmung wird von Minute zu Minute schlechter. So kenne ich sie gar nicht.


Irgendwann verlieren wir uns in den vielen Räumen aus den Augen. Aber im Handy-Zeitalter ist das ja kein Problem. Als wir uns nach einer halben Stunde am Modell von Pompeji wieder zusammen-telefonieren, spüre ich, dass Anna am Tiefpunkt ist. Ich frage nach, was sie denn so frustriere. Sie meint, es nerve sie gerade total, dass sie hier lediglich Fragmente der verschütteten Stadt sehen kann. Seit ihrer Schulzeit habe sie es sich gewünscht, die Ausgrabungsstätte mit eigenen Augen zu sehen. Herculaneum sei für sie da kein Ersatz gewesen. Beim klaren Definieren des Problems wird uns beiden bewusst, dass wir da eine Lösung brauchen. Ein Blick auf die Uhrzeit und den mittlerweile positiveren Wetterbericht und wir entscheiden uns doch noch nach Pompeji zu fahren. Uns ist nun egal, dass wir hier bereits Eintritt und Audio-Guide bezahlt haben und noch einmal Fahrt- und Eintrittskosten für das Weltkulturerbe Pompeji in Kauf nehmen müssen.Träume sollte man nicht verschieben. Und so begeben wir uns wild entschlossen am frühen Nachmittag noch einmal zum Hauptbahnhof und fahren dann in Richtung Vesuv und Pompeji.



Yeah, da bin ich. Meine Welt ist wieder in Ordnung!

Das Areal ist riesig. Um alles anzuschauen, bräuchte man sicher einen vollen Tag. Soviel Zeit haben wir nicht. Daher steuert Anna zielgerichtet die Orte an, die ihr am wichtigsten erscheinen.




Pompeji hat wie Rom ein Amphitheater. Darin haben 20 000 Menschen Platz. Zudem gibt es noch ein "großes Theater", in dem Komödien und Tragödien der griechisch-römischen Tradition aufgeführt wurden.




Die Römer sind bekannt für ihren soliden Straßenbau. Wie die Bewohner/innen von damals benutzen wir die Gehwege. Auf der Straße selbst war damals alles sehr schmutzig. Fäkalien landeten auf der Straße. Um diese zu überqueren, gab es große Trittsteine, die über die Fahrbahn gelegt wurden. An diesen sieht man auch tiefe Spurrinnen, welche die Eisenräder der Wägen verursacht haben. Ein Zeichen von regem Leben, das über viele Jahre in dieser großen Stadt stattfand.




Auch ein Bordell ist in der Stadt zu finden. Die Prostituierten waren in der Regel Sklavinnen. Die Bewohner von damals waren nicht prüde. Fresken an der Wand, aber auch Statuen mit obszönen Darstellungen und anzügliche Graffiti waren keine Seltenheit.




Im Zentrum der Stadt befand sich das Forum, der Marktplatz. Dort wurde eingekauft und verhandelt. Hier spielte sich das öffentliche und religöse Leben ab. In der damaligen Markthalle befindet sich heute ein Lager für zahlreiche Ausgrabungsgegenstände. Amphoren aus Ton und sogar ein ganzer Wagen sind darunter.


Um dem Marktplatz herum befanden sich die Wohnviertel. Hier bekommt man einen sehr guten Einblick, wie das damalige Volk lebte.


Dort gab es sehr viele kleine Gasthäuser, in denen warme Mahlzeiten und Getränke verkauft wurden. Die Einwohner von Pompeji gingen damals oft auswärts essen. Manche Häuser besaßen nicht einmal eine eigene Küche. Da die Theke meist zur Straße hin offen war, kann man es sehr gut mit einem heutigen Straßenimbiss vergleichen. In den Theken befanden sich in den runden Löchern große Tongefäße für das Essen oder den Wein. Anna ist begeistert von den bunten Mosaiken. So eine Tischplatte möchte sie auch einmal haben.




Unendlich viele Prunkbauten, Säulengänge, Bäder usw. zeigen, dass Pompeji einmal eine sehr reiche Stadt war. Der Handel über den Meeresweg blühte. Ein Rückschlag brachte allerdings das Jahr 62 n. Chr., als ein schweres Erdbeben die Stadt heimsuchte. Dieses und weitere kleinere Beben waren bereits Vorläufer des bevorstehenden Vulkanausbruchs. Viele Bewohner richteten mit Hilfe ihrer Sklaven die Häuser wieder her ... bis 17 Jahre später die Stadt völlig unter Asche- und Lavamassen begraben wurde.




Auch wenn viele der 20 000 Bewohner vorzeitig die Stadt verlassen haben, wurden dennoch sehr viele Menschen in ihren Häusern oder auf der Flucht durch herabstürzende Bimssteine oder heißes Magma getötet. Fiorelli, der 1863 Ausgrabungsleiter wurde, lies die Hohlräume in den erstarrten Lavamassen mit Gips ausgießen. Die Abdrücke zeigen, wie die Menschen damals gestorben sind, als die Katastrophe über sie hereinbrach.




Das Nachempfinden dieses Todesszenariums macht uns betroffen. Auch die teilweise unmenschliche Situation der Sklaven beschäftigt uns gedanklich. Wir wissen, es gab Herren/-innen, die sehr fürsorglich mit ihren Untergebenen umgingen, aber auch welche, die ihr "Leibeigentum" misshandelten. Wie heute auch gibt es eben solche und solche Menschen. Aber nicht nur wir Menschen sind zu "Gutem und Bösem" fähig. Auch die Natur kann unsägliches Leid über uns Menschen bringen. Irgendwie sind wir ihr manchmal auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wir können unser Schicksal dabei oft selbst kaum beeinflussen. Dies zeigt sich bei weltweiten Naturkatastrophen wie Erbeben, Tsunami, aber auch bei Bränden oder eben auch bei Krankheiten.


Umgekehrt können wir mit Materialien aus der Natur Wunderschönes gestalten. Was hier in Pompeji von Natur und Menschen an Kunstwerken geschaffen wurde, ist einzigartig. Die meisten dieser Schätze würden dabei heute nicht mehr existieren, hätte sie nicht der Vulkanausbruch konserviert, für uns bewahrt. So können wir heute immer noch Anteil an der Vergangenheit und dem Schicksal dieser Menschen nehmen.












Abends sind wir schließlich erschöpft. Aber glücklich. Keine Ahnung, warum der Tag heute erst so kompliziert anlaufen musste. Schlechtes Wetter war übrigens ab Nachmittag überhaupt nicht in Sicht.














Es ist unser letzter gemeinsamer Abend.Wir beschließen noch einmal schön gemeinsam Essen zu gehen. Oft hatte das aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Dieses Mal passt alles bestens. Ich lasse mich von meinen ersten Krabben begeistern und zugleich beim Essen herausfordern.


So findet ein wunderbarer gemeinsamer Urlaub einen schönen Ausklang.






... und das Resumé für uns von diesem Tag:

Manchmal muss man einen Weg auch wieder abbrechen, egal wie viel man bereits investiert hat. Vor allem, wenn das Herz für etwas anderes brennt. Dann heißt es: Auf zu neuen Wegen!


Für uns hat sich diese Umkehr auf jeden Fall gelohnt. Pompeij mit seinen vielseitigen Eindrücken war definitiv unser Highlight in diesem Urlaub!





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