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Menschen lieben, statt Geld

Aktualisiert: 13. Apr. 2022

Eine düstere Jahreszeit, Kontaktbeschränkungen aufgrund hoher Coronazahlen. Weniger Freizeitangebot, mehr Zeit zum Nachdenken. Welche Gedanken kommen?


So unterschiedlich Menschen sind, so bunt sind auch die Meinungen und Gedanken, die diese Pandemie hervorruft. Je älter man ist, umso mehr kommen dabei vielleicht auch Gedanken zum Thema Tod. Gute Freunde und auch nahe Verwandte von mir wurden mittlerweile von diesem heimtückischen Virus betroffen. Jüngere wie ältere. Unabhängig vom Alter waren die Symptome bei ihnen mal mehr, mal weniger stark. Traurigerweise starb sogar ein Onkel von mir an diesem Virus. Er wurde über eine längere Zeit auf der Intensivstation beatmet. Er wollte auf keinen Fall lebenserhaltende Maßnahmen. Ich weiß leider nicht viel davon, wie es ihm zuletzt erging. Er wohnt nämlich in Baden-Würrtemberg. Aber vermutlich erfuhren nicht einmal mehr die näheren Angehörigen, was seine letzten Gedanken waren.


Was denkt man wohl am Lebensende? Was werde ich denken?


Es kursiert eine Geschichte im Internet. Darin geht es um die letzten Gedanken eines sehr reichen Mannes. Manche schreiben diese Steve Jobs zu, einem der Begründer der Computerfirma Apple. Mit nur 56 Jahren starb er 2011 an Krebs. Es kann nicht nachgewiesen werden, dass er diese mahnenden Worte selbst gesagt hat, nachdenklich stimmen sie aber allemal:


„Ich habe den Gipfel des Erfolgs in der Geschäftswelt erreicht.

In den Augen der Menschen gilt mein gesamtes Leben als eine Verkörperung des Erfolgs.

Jedoch abgesehen von meiner Arbeit, habe ich wenig Freude in meinem Leben. Letztendlich gilt mein Reichtum nur als Fakt des Lebens, an den ich gewohnt bin.

In diesem Augenblick, wo ich in einem Krankenbett liege und auf mein ganzes Leben zurückblicke, verstehe ich, dass all die Anerkennung und all der Reichtum, worauf ich so stolz war, an Wert verloren haben vor dem Gesicht des kommenden Todes.

In der Dunkelheit, wenn ich die grünen Lämpchen der Lebenserhaltungsmaschinen beobachte und mir das mechanische Brummen dieser Maschinen anhöre, fühle ich die Atmung des Todes immer näher auf mich zukommen.

Jetzt weiß ich, dass wir uns komplett anderen Fragen im Leben stellen müssen, die mit Reichtum nichts gemeinsam haben.

Es muss dort noch etwas sein, das sich uns als viel Wichtigeres im Leben erweist: Womöglich ist es eine zwischenmenschliche Beziehung, womöglich Kunst, womöglich auch Träume in unserer Kindheit…

Non-Stop im Erreichen des Reichtums macht einen Menschen zu einer Marionette, was auch mir passiert ist.

Gott hat uns solche Eigenschaften wie Gefühle für das Leben mitgegeben, damit wir in jedes Herz das Gefühl der Liebe überbringen können. Es darf keine Illusion bestehen bezüglich des Reichtums.

Den Reichtum, den ich im Verlaufe meines Lebens angehäuft habe, kann ich jetzt nicht mitnehmen. Was ich jetzt noch mitnehmen kann, sind Erinnerungen, die auf Liebe basieren und mit Liebe erschaffen worden sind.

Das ist der wahrhafte Reichtum, der euch jedes mal folgen muss, euch begleiten muss, der euch Kraft und Licht gibt um weiterzugehen.

Die Liebe kann wandern und reisen, wohin sie will. Denn genau wie das Leben, kennt auch die Liebe keine Grenzen. Geht dorthin, wo ihr hingehen wollt. Erreicht Höhepunkte in eurem Leben, die ihr erreichen wollt. Die ganze Kraft dafür liegt in euren Herzen und euren Händen.

„Welches Bett gilt als das reichste Bett der Welt?“ – „Es ist das Bett eines Kranken“ …

Ihr könnt euch vielleicht einen Chauffeur leisten, der für euch das Auto lenken wird. Oder ihr könnt euch Mitarbeiter leisten, die für euch das Geld verdienen würden. Niemand aber wird für euch all eure Krankheiten mittragen können. Das müsst ihr ganz alleine. Materielle Werte und Sachen, die wir mal verloren haben, können wiedergefunden werden.

Es gibt aber eine Sache, die nicht wiedergefunden werden kann, wenn sie verloren geht – und das ist DAS LEBEN. Wenn ein Mensch sich einem Operationstisch zubewegt, dann versteht er auf einmal, dass es noch ein Buch gibt, das er noch nicht zu Ende gelesen hat – und das ist „Das Buch über ein gesundes Leben“.

Es ist nicht wichtig, in welcher Lebensetappe wir uns gerade befinden. Jeder von uns wird früher oder später zu diesem Moment kommen, wo der Vorhang für ihn fallen wird.

Dein Reichtum – das ist die Liebe zu deiner Familie, das ist die Liebe zu deiner Frau und deinem Mann, das ist die Liebe zu deinen Nächsten.

Passt auf euch auf und sorgt euch um die anderen.“


Ein sehr gehaltvoller Text. Warum er vermutlich nicht von Jobs stammt ist u.a., dass darin Gott vorkommt. Jobs war praktizierender Buddhist und hätte dies so nicht geschrieben.

Aber eigentlich ist es egal, von wem der Text stammt. Für mich ist alleine diese Botschaft wichtig:

Ein Mensch ist mehr wert als Geld.


Daran orientiert sich im Moment auch unsere Regierung. Wenn man sich überlegt, wieviel Geld derzeit ausgegeben wird, um möglichst vielen Menschen den Tod auf den Intensivstationen - angehängt an ein Beatmungsgerät - zu ersparen. Natürlich spielen bei den vielen Entscheidungen zum Lockdown auch wirtschaftliche Argumente mit hinein. Und das ist ja auch gut so, schließlich brauchen wir ja immer Geld zum Leben.


Wozu ist Geld da?


Finanzielle Ressourcen sind bei verschiedenen Menschen unterschiedlich vorhanden: Manche müssen sich Geld oder auch Erfolg hart erarbeiten, andere bekommen dies einfach in die Wiege gelegt. Gesellschaften können - etwa durch Steuerabgaben - in gewissem Rahmen beeinflussen, wie (gerecht) das Geld verteilt wird. Doch auch für den Einzelnen stellt sich die Frage: Wie geht man moralisch und ethisch damit um, wenn man Geld zu Verfügung hat? Soll man krampfhaft versuchen immer mehr daraus zu machen? In unserer Leistungsgesellschaft wird man schon ein bisschen dahin gedrillt. Höher, stärker, weiter.


Erfolg zu haben, ist erst einmal nichts Negatives. Genauso wenig wie Geld zu besitzen. Aber es kann auch Suchtcharakter entwickeln. Der Drang "nach mehr" einen richtig gefangen nehmen. Mir macht es auch immer wieder Spaß meinen Erfolg z.B. in meiner Arbeit auch am Geld zu messen. Gute Einnahmen lösen gewisse Glücksgefühle aus. Prinzipiell nichts Verwerfliches - schadhaft wäre jedoch Geldvermehrung um jeden Preis. Man sollte nie das große Ganze aus den Augen lassen: Was tut letztendlich mir und anderen Menschen gut? Auch Menschen in anderen Ländern, die eben nicht so privilegiert sind, wie wir hier in Deutschland. Und dann kommt noch der Generationenaspekt hinzu. Wir haben Verantwortung bei unserem Tun auch für die nächste Generation.


Ein sehr komplexes Thema


Es ist gar nicht so einfach, einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Geld oder auch seinen anderen Ressourcen wie Besitz, Zeit oder Talente zu praktizieren. Sind wir doch geprägt von Familie und Gesellschaft, die in unserer Leistungsgesellschaft eher auf Wachstum, ein "eher immer mehr" setzt. Sich von Prägungen frei zu machen, unabhängig von gesellschaftlichen Normen zu agieren, benötigt eine große innere Freiheit - und letztendlich doch auch gewisse finanzielle Privilegien. Denn eine ausreichende Grundversorgung und evtl. noch ein kleines Polster darüber hinaus ermöglicht ja auch erst diese Freiheit, aktiv zu entscheiden, wozu man sein Geld, seine Zeit und seine Fähigkeiten idealerweise einsetzt.


Am Lebensende kann dann die Frage auftreten: "War es ok so, wie ich gelebt habe?"


Corona hat das Thema Sterben wieder näher an die Bevölkerung herangerückt. Vielen ist bewusst geworden, wie schnell man auch derjenige sein kann, der auf der Intensivstation liegt. Auch in dem Forum der Frauen mit Krebs stehen immer wieder teils sehr junge Frauen vor dem Tod. Bewundernswert, wie so manche Betroffene ihren Frieden findet und ihr Leben gefasst aus den Händen geben kann.


Mir ist bewusst, auch ich kann jederzeit dabei sein. Ein Rückfall, Corona, ein Unfall oder irgendetwas anderes, was einem die Lebenskraft raubt. Und dann liege ich auf dem Sterbebett und frage mich: War es okay so, wie ich gelebt habe? Eigentlich ist die Frage dann schon zu spät. Daher will ich mich jetzt fragen: Wie möchte ich mein weiteres Leben gestalten?


Denn mein Ziel ist schon, dass ich diese Frage nach einem geglückten Leben einmal mit einem zufriedenen "Ja" beantworten kann.





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