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Langsam reichts

Aktualisiert: 8. Mai 2020

Nun habe ich bereits seit 5 Monaten Chemo. Meine Finger und Füße werden taub. Meine Muskeln schmerzen. Die Gelenke versteifen sich. Die Angst vor Folgeschäden wächst. So ein Mist! Jetzt nervt alles langsam.


Ich fühle mich wie vergiftet. Wenn ich mir meinen Körper nun vorstellen müsste, hätte ich das Bild von Fleisch marmoriert mit Quecksilber vor mir. Auf jeden Fall irgendwie metallisch. Während der Chemo vermeide ich es allerdings, mir so etwas vorzustellen. Ich versuche solche Bilder zu ignorieren und weiterhin positiv zu bleiben.


Künstlich in die Wechseljahre


Seit Beginn der Behandlungen habe ich auch immer wieder spontane Schweißausbrüche. Manchmal liege ich klitschnass in meinem Bett. Allerdings macht mir das gar nichts aus. Im Gegenteil. Ich mag das. Das spart mir die Sauna, in die ich momentan eh nicht gehen darf. Keine Ahnung von was diese Hitzewallungen kommen. Von der Chemo oder von dem Wechsel der bei mir durch die Chemo eingeleitet wurde. Ab der ersten Infusion mit den Zytostatika blieb meine Regel aus. Die Menopause wäre sicher eh demnächst gekommen. Mit 54 Jahren ist das normal. Nach Abschluss der Therapie bekomme ich für minestens 5 Jahre den Hormonhemmer Tamoxifen in Tablettenform. Spätestens dann wäre ich auf jeden Fall in die Wechseljahre katapultiert geworden. Von daher war das schon ein "gutes" Alter, um Krebs zu bekommen. Junge Frauen haben es da viel schwerer. Vor allem, wenn sie noch Kinder bekommen wollen. Dann müssen nämlich oft Eizellen vor der Chemo entnommen werden. Zudem kommt noch die Angst hinzu, vielleicht die eigenen Kinder nicht mehr aufwachsen zu sehen.


Schaut man auf das Alter der Frauen im Krebsforum, sind tatsächlich die meisten um die 50 Jahre alt. Ich persönlich kann mir auch vorstellen, dass der Krebs in manchen Fällen durch die Hormonveränderung in den Wechseljahren ausgelöst wird. Jüngere Frauen haben zwar auch Brustkrebs. Diese machen dann oft einen Test und es stellt sich dabei oft heraus, dass deren Krebs eher erblich bedingt und nicht unbedingt hormonabhängig ist. Aber es gibt natürlich auch immer Ausnahmen, bei denen es wiederum anders ist.


Gewichtig


"Du schaust gut aus!", höre ich meist, wenn mir Leute auf der Straße begegnen. Ok. Diese Redewendung hat vor allem die Generation meiner Eltern verwendet, wenn sie meinten: "Du bist etwas dick geworden." Und so fühle ich mich momentan auch.



Lina ist meine Körperfülle schnurze! Sie kuschelt mit mir in jeder Lebenslage.


Ich habe 7 kg zugenommen. Am Anfang habe ich es noch genossen, wegen meiner Krankheit einmal nicht auf das Gewicht achten zu müssen. Meine Bekannten haben bestätigt: Ein bisschen Fettreserven sollte man haben, wenn man krank ist. Viele vertragen ja die Chemo nicht. Ihnen ist oft übel, sie können nichts essen und nehmen daher eher ab. Auf Übelkeit oder Appetitlosigkeit wartete ich aber eher vergeblich. 🤢


Mich hat das Kortison der ersten Chemo leicht aufgeschwemmt. Aber nun sind es eindeutige Fettpolster, die jetzt mehr Kilos auf die Wage bringen. Aber weniger essen funktioniert auch nicht. Da habe ich momentan nicht den Nerv dazu. Ich bin auch den ganzen Tag zu Hause und Essen ist immer in Reichweite. Gerade wenn ich mich nicht so gut fühle, ist Essen für mich eine willkommene Ablenkung.


Keine Ahnung, ob ich es schaffe, mein Gewicht wieder zu reduzieren. Ich hatte bisher in jedem Winter das Gefühl, ich brauche ein winterliches Fettpolster, das mich vor der Kälte schützt. Diese 4 bis 5 kg schmolzen dann im Frühjahr relativ leicht wieder dahin. Der Wechsel und weniger Bewegung im Alter sollen das angeblich nun nicht mehr so leicht

machen.


Ich lasse mich auch nicht mehr so gerne fotografieren. Fühle mich so kräftig einfach nicht mehr hübsch. Dabei haben zwei hervorragende Fotografen, doch noch mal sehr ansprechende Bilder hingekriegt. Das Titelbild stammt von Mevlut Altuntas, dem Leiter unserer Fotogruppe. Das Bild hier stammt von Eva M. Kollmannsberger.



Dieses stimmige Foto von mir machte Eva M. Kollmannsberger beim Fotowalk an der Kratzmühle.

Erst einmal die Operation hinter mich bringen


Aber jetzt will ich erst einmal meine Chemo noch gut überstehen und anschließend meine OP. Dann geht es hoffentlich wieder aufwärts, und vielleicht mit meinem Gewicht wieder abwärts.


Naja so ca. 300g werde ich wohl nach der OP auf jeden Fall leichter sein. OK, ich will ja nicht angeben. BH-Körbchen B könnten auch nur 250g ausmachen 😊.


Ob ich keine anderen Sorgen habe als mein Gewicht, fragt nun wohl so manch einer. Natürlich, habe ich die auch. Aber es gibt für mich halt auch so ein Wohlfühlgewicht und das habe ich nun seit einem halben Jahr verlassen.


Ich würde daher sagen: Jetzt reicht' s echt!


Georgs Standardspruch als Förster zum Thema Gewicht ist da allerdings immer:

"Ein alter Baum wird auch dicker!"

Recht hat er: Wie schön so ein alter Baum aussehen kann, sieht man auf diesem Herbstbild! Oder seht ihr das anders?



Die alte Eiche mit ihren ausladenden Ästen steht auf dem Arzberg oberhalb von Beilngries.

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