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Endlich angekommen

Aktualisiert: 29. Mai 2021

Ein neuer Versuch eine zufriedenstellende Nachsorge zu bekommen. Eigentlich wollte ich schon immer in die Frauenarztpraxis in Beilngries. Aber die Wartezeiten waren dort ein halbes Jahr. Das war mir immer zu lange. Diesen Sommer machte ich dann aber schon einmal einen Termin aus. Und so stehe ich nun am 11. Dezember 2019 vor der Eingangstür und bin gespannt, was mich hier erwartet.





Vierter Anlauf zu einer zufriedenstellenden Nachsorge


Die Praxis ist mir schon bei der Anmeldung vor einem halben Jahr in positiver Hinsicht aufgefallen. Die Räume wirken durch warme Farben und viel Deko eher wohnlich. Einige der Accessoires sind afrikanisch. Ich habe noch nie eine so gemütliche Praxis gesehen. Das Wartezimmer ist leer. Nur eine Frau sitzt vor einem Behandlungsraum. Dies lässt vermuten: Die Praxis ist gut durchstrukturiert. Ich muss auch gar nicht lange warten.


Mit einer außergewöhnlich kraftvollen Stimme begrüßt mich eine junge Ärztin und bittet mich, ihr gegenüber Platz zu nehmen. Ich erzähle ihr, dass ich den Arzt gewechselt habe, weil ich mich von ihm nicht so gut betreut fühle. Er habe mich von sich aus zu wenig informiert, wie meine Nachsorge ablaufen soll. Da meint sie, das würde mir bei ihr sicherlich nicht passieren. Sie habe bereits im Brustzentrum im Erlangen gearbeitet und kenne sich in der aktuellen Onkologie sehr gut aus. Sie möchte aber erst noch die bereits von der Ingolstädter Kollegin erfassten Daten im Computer ergänzen. Gewissenhaft überträgt sie die Zusammenfassung aus dem Protokoll der Tumorkonferenz und der Strahlentherapie in ihren Computer. Dabei liest sie auch, dass die Chemo bei mir nicht so gut angeschlagen hat. Sie meint dazu, dass das bei der Art von Tumor, den ich hatte, wohl häufiger vorkäme. Das hat mir so auch noch keiner gesagt. Wenn mir das vorher jemand nur angedeutet hätte, hätte ich sicher auf mehr Kontrollen zur Wirksamkeit der Chemo gedrängt. Aber das ist "schon rum ums Eck". Könnte, hätte ... nützt mir jetzt auch nicht mehr. Daher lasse ich diesen Kommentar jetzt einfach mal so stehen.


Klare Aussagen zu den Untersuchungsmethoden der Krebsvorsorge


Nun erklärt mir die Ärztin genau, wie Krebsnachsorge bei ihnen in der Praxis gehandhabt wird: Vierteljährig macht sie Ultraschall. Ihre Chefs sind da sehr großzügig. Halbjährig wird die Gebärmutterschleimhaut untersucht, da sich diese unter Tamoxifen oft aufbaut oder Zysten entstehen können. Schließlich werde dann noch einmal im Jahr eine Mammografie von der gesunden Brust gemacht. Ich könne schon mal im Krankenhaus in Eichstätt nachfragen, ob die Ärzte dort dies weiterhin machen würden. Zum ersten Mal erhalte ich eine klare Ansage. So mag ich das. Und ich freue mich, dass hier tatsächlich jedes Mal Ultraschall gemacht wird. Das ist schon einmal sehr beruhigend.


Nun bittet sie mich auf den Untersuchungsstuhl. Mit einem Stab als Ultraschallgerät untersucht sie meine Gebärmutterschleimhaut. Alles im grünen Bereich. In einem anderen Zimmer gibt es dann eine Sonografie auf der Seite der abgenommenen Brust und deren Achsel. Die Ärztin entdeckt dort ein leichtes Serom. Ich weiß von dieser Flüssigkeitsansammlung. Die Doktorin meint aber, es sei so gering, dass man es vernachlässigen kann. Ansonst findet auch sie - wie bereits andere Ärzte vor ihr - ,die Naht sei gut gelungen und unauffällig. Aus ihrer Sicht habe es mein Operateur auch richtig gemacht, dass er nur 8 Lymphe bei 3 befallenen entnommen habe. Das reiche zur Diagnostik völlig aus. Bei einer höheren Entnahme wird einer Frau oft mehr geschadet als geholfen. Auf mein leichtes Lymphödem bezogen sagt sie, ich solle auf jeden Fall Lymphdrainage weiter in Anspruch nehmen, wenn es mir gut tut. Sie stelle dazu gerne die Rezepte aus. Schließlich nimmt sie noch mein Nachsorgeheft, das die anderen Ärzte mir immer unausgefüllt zurückgegeben hatten. Ausführlichst sogar mit einer Zeichnung trägt sie alle Behandlungsergebnisse darin ein. Zudem notiert sie bereits in welchem Monat welche Untersuchungen fällig sind. Dabei erwähnt sie, dass man vermutlich nach den 5 Jahren mit dem Hormonblocker Tamoxifen, noch 5 Jahre den Armomatasehemmer Letrozol nehmen könnte. Die Wirksamkeit der Hormonblocker lassen nämlich nach ein paar Jahren nach. Letrozol bekommen die Frauen in der Regel, wenn sie bereits bei der Diagnose im Wechsel waren. Der Nachteil von diesen Tabletten ist allerdings, dass sie Osteoporose fördern. Daher müsse man auf jeden Fall vor dessen Einnahme die Knochendichte messen. Dass ich über die 5 Jahre Tamoxifen hinaus noch ein weiteres Medikament nehmen kann, höre ich hier nun das erste Mal. Stimmig wäre es allerdings, denn ich habe bereits von anderen Frauen gehört, dass sie die Antihormontherapie eher 10 Jahre lang durchziehen sollen. Aber bis dahin habe ich ja noch ein paar Jährchen. Wer weiß, was bis in 5 Jahren alles ist und wieweit bis dahin vielleicht sogar neue Studien vorliegen.


Bewegung als Voraussetzung um gesund zu bleiben


Ich finde die Ärztin total super. Das einzige, was mir nicht so gefällt ist, dass sie denkt Volleyball sei nicht unbedingt die geeignetste Sportart bei einem Lymphödem im Arm. 😒Aber sie kriegt dann gerade noch die Kurve. Auf mein strahlendes Gesicht hin möchte sie es mir aber auf keinen Fall verbieten. 😁 Das hat sie wohl auch gut erkannt. Denn Volleyball würde ich mir wohl nicht verbieten lassen. Schließlich ist Sport, bzw. Bewegung einfach unerlässlich um gesund zu bleiben. Und auf was anderes als Volleyball habe ich ehrlich gesagt einfach keine Lust.


Curaplan der Krankenkasse


Zum Ende frägt mich die engagierte Ärztin noch, ob ich am Programm Curaplan teilnehmen möchte. Ich habe zwar nicht verstanden, was das genau ist. Anhand meiner Daten möchten die Krankenkassen bei der besseren Früherkennung und Behandlung von Frauen mit Brustkrebs mitwirken. Ich bekomme auch ein Buch mit Infos zum Thema Brustkrebs zugeschickt. Ein bisschen spät. Mal schauen, ob ich da nach 1,5 Jahre eigener Recherche in Fachzeitschriften und im Internet noch was neues entdecken kann. Dennoch fülle ich im Anschluss an der Anmelde mit Hilfe der Arzthelferin die Einverständniserklärung für die Teilnahme an dem Behandlungsprogramm aus.


Mit Glückshormonen erfüllt


Überglücklich endlich angekommen zu sein, verlasse ich die kleine Praxis. Nichts gefunden und eine regelmäßige Kontrolle in Aussicht, was könnte die Welt Schöneres bieten. Gerade weil Krebs ja kein leichtes Spiel ist, ist es umso wichtiger, dass man zu seinen Trainern/innen ein gutes Vertrauensverhältnis hat und mit deren Spielregeln und Trainingsbedingungen einverstanden ist. Arzt und Patienten sollten sich auf jeden Fall verstehen und offen über ihre Vorstellungen sprechen können. Mit diesem angekündigten Kontrollschema fühle ich mich nun sicher. Auch wenn ich natürlich weiß, dass man immer auch noch mehr an Untersuchungen machen könnte. Aber ich war ja noch nie jemand, der überängstlich alles rausholen will, was nur so geht. Aufwand und Verhältnis soll im Rahmen bleiben.


Mein mediCENTER


Mit der Frauenarztpraxis im Erdgeschoss habe ich nun in jedem Stockwerk des Ärztehauses einen Arzt oder eine Ärztin. Im 4. Stock ist zudem noch meine Physiotherapeutin. Sogar der zukünftige Nachfolger meines Hausarztes in Kipfenberg hat hier seinen Stammsitz. Meine Schwester meinte, ich könne auch dort jederzeit hingehen, da die beiden Praxen ja zusammenarbeiten. Im mediCENTER sind zudem auch noch mein Orthopäde, mein Onkologe und Kardiologe. Echt praktisch beinahe alle Ärzte unter einem Dach zu haben.


Aber momentan brauche ich gar nicht zu einem weiteren Arzt. Ich habe ja eben erst einmal erfahren, dass alles in Ordnung bei mir ist. So fühle ich mich momentan auch. Mir geht es total gut. Und so soll es hoffentlich noch lange bleiben.




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